"Elementarschule" vor der Volksschule statt Einheitsschule in der Sekundarstufe I
„Elementarschuljahr“ vor der Volksschule statt Einheitsschule in der Sekundarstufe I
„Elementarschuljahr“ zur Unterstützung einer erfolgreichen Bildungskarriere
Die Weichen für eine erfolgreiche Bildungskarriere werden bereits in den ersten sechs Lebensjahren gestellt. Hier muss man intensiv ansetzen, hier ist die wichtigste Zeit für bestmögliche Chancen für alle Kinder.
Viele Kinder kommen mit großen Sprachdefiziten in die Schule und können deswegen dem Unterricht nicht folgen. Obwohl die Volksschule von allen Kindern gemeinsam besucht wird, also eine Gesamtschule ist, gelingt es nicht, Rückstände zu beseitigen. Die Schere geht vielmehr weit auf, die Leistungsrückstände am Ende der Volksschule entsprechen bei nicht wenigen Kindern mehreren Schuljahren.
Wer sich für bestmögliche Chancen für alle Kinder einsetzen will, muss dies in erster Linie im Vor- und Volksschulalter tun. Die Bildungsplattform hält eine Verlängerung der Volksschule – an der richtigen Seite, nämlich vor dem 6. Geburtstag in Form eines Elementarschuljahres – für eine ausgezeichnete Idee. In Kooperation von Elementarpädagog/inn/en und Volksschullehrer/inne/n sollen dabei Entwicklungsdefizite und Defizite bei den Deutschkenntnissen gezielt abgebaut werden. Auch der das Kind begleitende Datenaustausch über Entwicklungs- und Sprachstand wird damit erleichtert. Um das Vermitteln bundeseinheitlicher Lerninhalte mit approbierten Materialien sicherzustellen, bedarf es der Zuständigkeit des Bildungsministeriums.
Vielfalt für individuelle Bildungskarrieren bewahren Bereits in der Volksschule ist es schwierig, leistungsstarke und vielseitig interessierte Kinder und jene, die sich schwerer tun oder wenig Interesse am Lernen haben, gemeinsam erfolgreich zu unterrichten. Nach der Volksschule trennt sich die Bildungskarriere in die AHS und die Mittelschule. Auch in der AHS sind die Kinder in ihrem Leistungsvermögen selbstverständlich nicht homogen, ihr Bildungsstand befindet sich aber auf höherem Niveau. Die Mittelschule hat die Aufgabe, auch Kinder bestmöglich zu fördern, die noch nicht so weit sind, die in ihrem Leistungsvermögen stark abfallen oder wenig Interesse an Bildung zeigen, hat also auf unterschiedlichste Bedürfnisse von Kindern einzugehen und erhält dafür zusätzliche Ressourcen, ist somit wesentlich teurer als die AHS-Unterstufe. Den Absolvent/inn/en der Mittelschule steht eine Vielfalt an sie anschließender Bildungswege offen – von der dualen Bildung über mittlere Schulen bis zu allgemeinbildenden oder berufsbildenden höheren Schulen. Österreichs Schulsystem bietet eine Vielfalt an Wegen mit zahlreichen Weggabelungen, Sackgassen gibt es in ihm erfreulicherweise keine einzige.
Eine Einheitsschule würde das gesamte Schulsystem einerseits verteuern, weil die Ressourcen, die den Mittelschulen derzeit zur Verfügung stehen, dann auch den ehemaligen Unterstufen der Gymnasien zur Verfügung gestellt werden müssten, andererseits aber seine Leistungsfähigkeit reduzieren. Denn Heterogenität in der Klasse kann nur bis zu einem gewissen Grad tatsächlich bewältigt werden.
Teure Privatschulen fördern die Spaltung der Gesellschaft Angesichts der internationalen Erfahrungen mit der Gesamtschule ist es der völlig falsche Weg, für dieses Uraltmodell einzutreten. In „Gesamtschulländern“ wie Frankreich oder England ist längst zu erkennen, dass ein Schulwesen mit „Schulen für alle“ eine Illusion bleibt, von der sich die Wirklichkeit krass unterscheidet. Dort entscheidet die Brieftasche der Eltern und nicht die Leistungsfähigkeit und das Interesse des Kindes – sei es durch die entsprechende Wohnadresse oder aber ein extrem hohes Schulgeld, das einigen wenigen den Zugang zu umfassender und vertiefender Bildung in frei finanzierten Privatschulen ermöglicht, während sich die anderen mit staatlichen Gesamtschulen begnügen müssen. Ein Gesamtschulwesen, aus dem man sich herauskaufen kann, ist alles andere als fair. Der Gedanke an budgetäre Einsparungen dadurch, dass Eltern, die es sich leisten können, ihre Kinder dem staatlich finanzierten Schulwesen entziehen und sie in frei finanzierte Privatschulen schicken, ist frivol.
Frei finanzierte Schulen sind nicht mit Österreichs konfessionellen Privatschulen zu verwechseln, deren Lehrer/innen vom Staat entlohnt werden, für die dieselben Rahmenbedingungen wie für öffentliche Schulen gelten und deren Schulgeld einen Bruchteil dessen beträgt, was an frei finanzierten Schulen zu bezahlen ist. Elitäre frei finanzierte Privatschulen wie in Frankreich und in Großbritannien sind im Sinne der Chancengerechtigkeit keine Alternative zu Österreichs staatlich finanziertem vielfältigen Schulwesen. Beratung an den Nahtstellen Damit jeder junge Mensch in einem Schulwesen der Vielfalt die für ihn am besten geeignete Schule besucht, braucht es an den Nahtstellen vermehrt Potenzialanalysen, Beratungen und Vernetzung. Wir fordern ebenso engagierten wie verantwortungsvollen Umgang mit der wichtigsten Ressource Österreichs, Rahmenbedingungen für Österreichs Schulwesen, die es ermöglichen, die unterschiedlichen Begabungen junger Menschen zu entdecken und bestmöglich zu fördern, und die für diese Rahmenbedingungen notwendigen Ressourcen!
Bildung ist das wichtigste Zukunftsgut und darf kein politischer Spielball sein.