Vorstand
HR Mag. F. Gunter Bittner
Das Bildungsangebot des differenzierten österreichischen Schulsystems muss in allen Schularten die Kinder und Jugendlichen ihren jeweiligen Begabungen und Interessen entsprechend individuell zu Leistungen motivieren, die befriedigen und Erfolgserlebnisse vermitteln, aber nicht überfordern.
Der Vielfalt an Begabungen und Interessen muss durch eine Vielfalt unterschiedlicher Schularten, die erhalten werden muss, Rechnung getragen werden. Die unterschiedlichen Schularten müssen gemäß ihrer Aufgaben von Experten der jeweiligen Schulart begleitet, betreut und weiterentwickelt werden. Ungleiche gleich behandeln ist ungerecht!
HR Mag. Isabella Zins
Das differenzierte Schulsystem Österreichs bietet allen Kindern und Jugendlichen Österreichs die Chance auf personengerechte und begabungsadäquate Bildung und muss erhalten bzw. qualitätsvoll weiterentwickelt werden. Diese Vielfalt an gleichwertigen staatlichen Angeboten trägt dann zur Talenteförderung bei, wenn jedes Bildungsangebot von der Gesellschaft wertgeschätzt wird und Kinder und Eltern bei der Entscheidung unterstützt werden, vor allem an den Übergängen im Bildungssystem. Damit die Kinder zur Leistung motiviert, gefördert und gefordert, aber nicht überfordert werden. Dafür setze ich mich ein.
Mag. Gerhard Riegler
Nach Jahrzehnten als Lehrer und Lehrervertreter empfinde ich mich durch meine Aufnahme in den Vorstand der Bildungsplattform Leistung und Vielfalt als angekommen. Denn in all den Jahren fühlte ich mich stets dem Bildungswesen und seiner Weiterentwicklung genauso verbunden wie den Lehrerinnen und den Lehrern, die ich bestmöglich zu vertreten versuchte. Gewählt war ich zum AHS-Lehrervertreter, gefühlt habe ich mich immer als Vertreter unseres vielfältigen Schulwesens, von dessen großer Bedeutung ich überzeugt war und bin.
Dipl. Päd. Doris Stadler, Bed.
Das Fundament der Vielfalt ist die Einzigartigkeit (Ernst Ferstl)
In der Primarstufe wird das Kind durch das Klassenlehrersystem mit all seinen persönlichen Interessen und Begabungen besonders gut ganzheitlich wahrgenommen und gefördert. Die Entstehung eines stabilen Fundaments im intellektuellen, sozial-emotionalen und schöpferisch-kreativen Bereich ist ein ebenso wichtiges Anliegen der ersten Schuljahre, wie die Förderung der Individualität und Selbstbestimmtheit.
Das differenzierte österreichische Schulsystem bietet vielfältige Möglichkeiten zur Entfaltung und Weiterentwicklung innerhalb der Bildungslandschaft. Die Förderung von Begabungen und Interessen ist ein wichtiger Motivations- und Gelingfaktor und als Ressource für das weitere Lernen zu begreifen.
Die Erhaltung des differenzierten Schulsystems legt den Grundstein für die Entfaltung von individuellen Potenzialen und bedient die Ansprüche einer pluralistischen Gesellschaft. Transparenz der schulischen Arbeit und stärkenorientierte Beratung durch die Lehrer:innen, sollen den Familien als Wegweiser für Übergänge dienen.
Mag. Claudia Dörrich
Unser differenziertes Bildungswesen ist ein hohes Gut, das den Begabungen und Stärken der Kinder und Jugendlichen am besten gerecht wird. Um bei der Wahl des Bildungsweges bestmögliche Unterstützung anbieten zu können, bedarf es an den Schnittstellen einer Potenzialanalyse mit ausführlicher Beratung der Kinder und Jugendlichen sowie deren Eltern.
Ein Ziel muss es auch sein, den Fokus nicht nur auf das Kompensieren von Schwächen zu legen, sondern vor allem auch darauf, die individuellen Begabungen so zu fördern, dass herausragende Leistungen ermöglicht werden. Freude über das Erreichte und die Begeisterung aller Beteiligten sind im Leistungssport omnipräsent und sollten auch in einem finanziell gut dotierten Bildungswesen Platz finden.
HR DI Dr. Franz Reithuber
Als Techniker und als Vertreter eines schon vor langer Zeit differenzierten Berufsbildungssystems zitiere ich aus dem Jahresbericht der HTL Steyr, welcher aus Anlass des zehnjährigen Bestehens im Jahre 1884 von meinem Vorgänger Ing. Alfred Musil, dem Vater des Schriftstellers Robert Musil, verfasst wurde. Er schreibt im ersten Absatz:
„Als die einst so blühenden und weltbekannten Eisen- und Stahl-Gewerbe von Steyr und Umgebung zu Ende der sechziger Jahre allmälig in Verfall geriethen und immer mehr, vom Auslande überflügelt, an Concurrenz verloren, musste man auf Mittel sinnen, diesem traurigen Verfall Einhalt zu thun und die hier ansässige Industrie, wenn auch nur stufenweise, wieder zu beleben und concurrenzfähig zu gestalten.“
Unsere Schule wurde also als Reaktion auf einen starken Leidensdruck gegründet! Wie wir aus der Entwicklung von Steyr und Umgebung ableiten können, war die Gründung der Schule ein wichtiger Mosaikstein für die Prosperität unseres Landes! Dies möge unserer Gesellschaft Motivation genug sein, das differenzierte Schulsystem zu erhalten und weiter zu entwickeln!
Mag. Kurt Eigenstiller
Der Wert eines Dialogs hängt vor allem von der Vielfalt der konkurrierenden Meinungen ab. (Sir Karl Popper)
Unsere Bildungsplattform basiert auf der Expertise von Lehrenden, die für unterschiedliche Schultypen ausgebildet und später darin tätig wurden: Unsere vielfältigen Meinungen und Erfahrungen lassen nicht bei allen Themen einen gemeinsamen Nenner zu. Einig sind wir uns jedenfalls darin, dass wir das differenzierte österreichische Schulsystem verbessern wollen. Das Gesamtschul-Experiment „Neue Mittelschule“ (NMS) ist gescheitert, hat Österreich jedoch eine schulartenübergreifende gemeinsame Lehrerausbildung beschert – wesentliche Ursache für einen in diesem Ausmaß noch nie gekannten Lehrermangel. Eine rasche Reform dieser Ausbildung ist Gebot der Stunde.
Leistung ist Basis für den Wohlstand eines Landes. Leistung zu belohnen ist somit nicht nur eine Frage der Fairness, sondern existenzielle Notwendigkeit eines prosperierenden Gemeinwesens. Lernerfolge sollten mit guten Noten belohnt werden – „geschenkte“ Zensuren sind nichts wert, werden wegen des hohen Drucks der Eltern jedoch nicht selten vergeben. Außerdem haben Lehrende als die (hoffentlich) Besten ihres Fachbereiches das Recht auf angemessene Entlohnung.
Mag. Florian Stehrer
Keine politische Sonntagsrede, bei der nicht einer der Stehsätze „Rettet die Artenvielfalt!“, „Regionen und die Menschen vor Ort stärken!“ oder „Freiheit, selbst zu entscheiden, ist das höchste Gut!“ vorkommt. Nur für einen Bereich soll das anders sein: Eine Schule für alle statt Schultypen für den einzelnen. Zentrale Vorgaben an alle statt Autonomie der Schulpartner. Ganztagsschule für alle statt Wahlfreiheit für die Familien und Kinder.
Doch der Bildungsbereich ist in sich auch ein „Ökosystem“, das nur durch seine Pluralität der Formen, durch die Anpassungsfähigkeit an die Bedürfnisse der Menschen im Kleinen und durch eine positive Einstellung zur Leistung existieren kann. Dieses differenzierte Schulsystem, das einen Weg für jeden Schüler und jede Schülerin anbieten kann, zu erhalten und auszubauen, muss der Auftrag an uns als Gesellschaft sein!
OSR. Christian KLAR, BEd.
„In unseren Schulen entsteht die Gesellschaft unserer Zukunft“
Schulen sind nicht nur ein Ort der Schulbildung und Wissensvermittlung, sondern auch ein Ort der Persönlichkeitsentwicklung und der sozialen Bildung. Deshalb brauchen wir starke Persönlichkeiten als Lehrpersonen, Grundhaltungen unserer Gesellschaft vorleben und jungen Menschen mitgeben. Diese Grundbekenntnisse zu fordern und zu fördern gehört zu den Aufgaben des Bildungssystems.
Geschichten aus dem realen Schulleben in meinem Buch „Was ist los in unseren Schulen“ lassen erkennen, welch große Herausforderungen sich im Bildungsbereich auftun. Besonders in Ballungszentren gibt es Schulen mit hohem Anteil an Kindern mit Migrationshintergrund, sogenannte Brennpunkt-Schulen. Kann hier Integration noch gelingen oder ist die Schule damit überfordert? Wie verändert sich die Gesellschaft, und wie beeinflusst das die Schule? Welche Rolle spielen Kultur und Religion? Fragen, mit denen wir uns meiner Ansicht nach befassen müssen. Denn aus dem „Wir schaffen das!“ ist längst ein „Schaffen wir das?“ geworden.
Die Schule ist ein Spiegel der Gesellschaft, aber auch ein Ort, an dem man noch steuern kann, wenn man den Mut hat, für seine Haltung einzutreten, statt verzweifelt aufzugeben.
„Wer die tolerante Welt erhalten will, muss intolerant gegenüber den Intoleranten sein“ (Toleranzparadoxon von Karl Popper).
Dr. Robert König
Wollte man aus meiner Sicht den Kern eines jeden pädagogischen Verhältnisses in einem Imperativ ausdrücken, so könnte er lauten: „Entdecke Potentiale!“ – Mit der „Vielfalt“ solcher Potentiale verbinden sich lebenslange Abenteuerlust, zugleich Respekt vor individuellen Grenzen und ganz besonders: die Befähigung zu sinnstiftenden Handlungen.
Von daher verstehe ich auch den Begriff „Leistung“. Sie bedeutet nicht Funktionalisierung, möglichst große Effizienzsteigerung oder gar Vernutzbarung Einzelner. Vielmehr schlägt sie sich in der wechselseitigen sinnstiftenden Handlungsbefähigung nieder, zu der Menschen einander verhelfen, um sich miteinander gerade vor der bloßen Funktionalisierung zu schützen.
Ein Bildungssystem der Leistung und Vielfalt hat daher auch in seinen gesellschaftlichen Rahmenbedingungen die Aufgabe, sowohl verantwortungsvolle Befähigung zu individuellen Potentialen als auch Schutz vor der Gleichgültigkeit des Gleichheitszeichens zu sein.