Alarmierende psychische Situation unserer SchülerInnen
Bildungsplattform fordert 3 konkrete Maßnahmen
Die Lage der Kinder und Jugendlichen ist sehr ernst. Wie mehrere wissenschaftliche Studien zeigen, verschlimmert sich ihr psychisches Wohlbefinden durch die anhaltende Pandemie und deren Folgen zusehends. Denn gerade diese Altersgruppe hat mit ihren ganz eigenen Entwicklungsaufgaben zu kämpfen: Vom Finden der eigenen Identität im sozialen Austausch mit anderen über vielfältige Begegnungen mit der eigenen Peer-Group bis zur Abnabelung von den eigenen Eltern oder dem Austesten eigener Grenzen und Möglichkeiten. Die Maßnahmen zur Bekämpfung der Covid-19-Pandemie erschwerten und verhinderten all dies seit zwei Jahren beträchtlich.
„Das Resultat ist eine sehr ernste und uns wohl noch lange herausfordernde psychische Situation unserer SchülerInnen“, sagt Gunter Bittner, Vorsitzender der Bildungsplattform Leistung und Vielfalt.
„Wir sehen ein breites Belastungsspektrum, das von persönlichem Verdruss und Erfahrungen der Sinnlosigkeit bis hin zu selbstverletzendem Verhalten, Suchterkrankungen, schweren Depressionen und suizidalen Tendenzen reicht.“Gunter Bittner
„Schulen brauchen mehr Unterstützung, um rasch und richtig auf Belastungssituationen reagieren zu können, zum Schutz der uns anvertrauten Kinder und Jugendlichen“, ergänzt Isabella Zins, die stellvertretende Vorsitzende der Bildungsplattform und Sprecherin der AHS-DirektorInnen Österreichs. Deshalb fordert die Bildungsplattform die rasche Umsetzung folgender Schritte in guter Koordination zwischen Gesundheits- und Bildungsministerium:
- EINE Kontaktstelle für akute Notfälle, in jeder Klasse als einfache Telefonnummer sichtbar, und dahinter eine Vernetzung der Schulpsychologie mit allen bestehenden Unterstützungsangeboten für SchülerInnen, LehrerInnen und Eltern, z.B. durch Ausbau von „Rat auf Draht“ als Anlaufstelle
- Weitere Aufstockung der Anzahl psychologisch und psychotherapeutisch geschulter Personen an Schulen zum direkten und damit niederschwelligen Austausch mit DirektorInnen, LehrerInnen, Eltern und SchülerInnen sowie ein engmaschigeres Netz von kooperierenden Institutionen dieses Bereiches
- Kampagnen zur Bewusstseinsbildung und Abbau üblicher Vorbehalte und Vorurteile gegenüber psychischen Belastungssymptomen und Aufzeigen von Chancen psychologischer Hilfe
„Gerade der letzte Punkt scheint sehr wichtig, da auch das beste Angebot nichts hilft, wenn es nicht rechtzeitig und ohne Angst vor veralteten Vorurteilen angenommen wird“, ergänzt Franz Reithuber, Mitglied des Vorstandes der Bildungsplattform und Sprecher der BHS-DirektorInnen.
Das Gesundheitsministerium hat kürzlich angekündigt, ein mehrere Millionen umfassendes Budget zur Unterstützung psychologischer Maßnahmen für Kinder und Jugendliche aufzubringen. Die Bildungsplattform Leistung und Vielfalt begrüßt dies und bietet sich in diesem Zusammenhang als in der Praxis des Schulalltages verankerter Ansprechpartner zur Umsetzung sinnvoller und konkreter Ideen an.
„Die Herausforderung darf nicht nur kurzfristig, sondern muss nachhaltig und systematisch angegangen werden. Mit der psychischen Gesundheit eines jungen Menschen ist schließlich stets sein gesamtes Umfeld verbunden, das sich aus Familie, FreundInnen, MitschülerInnen, LehrerInnen und weiteren Personen zusammensetzt“, stellt Gunter Bittner klar. Isabella Zins und Franz Reithuber ergänzen: „Es besteht ein gesellschaftlich-systemischer Handlungsbedarf, damit wir nicht von der Bedrohung durch das Corona-Virus in Cluster psycho-sozialer Erkrankungen stolpern. Nützen wir die Chance, durch besser koordinierte Hilfsangebote ein Thema zu enttabuisieren: Hilfe bei psychischen Problemen soll genauso selbstverständlich und niederschwellig in Anspruch genommen werden wie bei körperlichen Problemen.“